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Zeugnisse: I don´t exist when you don´t see me

Zeugnistag. Yipieeh. 

 

Die Bedeutung von Zeugnissen als Instrument zur Bewertung von Kindern kann man sicherlich kritisch betrachten. Ich habe mich, geprägt durch meine eigene Erziehung, für folgende Variante entschieden: Schule ist dein Job. Mach ihn gut und du genießt viele Freiheiten. Dem liegt natürlich zugrunde, dass ich mit meinem Kind schon länger zusammenwohne und durchaus einschätzen kann, dass es im Rahmen seiner Befähigungen liegt, gute Noten zu schreiben. Daher bezieht sich der Ansporn, der hinter dieser Aussage liegt, sehr stark auf die Rahmenbedingungen. (Nicht zu viel spielen, Hausaufgaben idealerweise zuhause machen).

 

Nun ist er also da. Der Zeugnistag. Überraschungen gibt es keine, da die Noten zuverlässig in der Woche vorher bereits mitgeteilt werden. 

Dennoch sitze ich ab 11.00 (denn länger als 10:30 mag man den Nachwuchs an solchen Tagen nicht in der Schule festhalten) am -blankgewischten- Tisch, in freudiger Erwartung, die aufgrund der vorauseilenden Transparenz, mehr damit zu tun hat, dem Kind den gebührenden Respekt für seine Leistungen zukommen zu lassen. Denn die Erfüllung meiner kommunizierten Erwartungshaltung hat in meiner Welt eben das verdient. Wo kommen wir denn sonst hin? Das wären ja büroähnliche Zustände, wenn ich erst fordere, bei Erfüllung und Einbringen der Ernte dann aber unter der Dusche stünde oder gar shoppen wäre. 

 

11:15: Das Kind trifft ein.

"Hallo mein Schatz, wie war es denn?" "Gut".

Kind ballert den Rucksack inklusive der nassen Schwimmklamotten auf einen Stuhl und hängt sich mitsamt Handy aufs Sofa. Zack, Kind aus. 

"Kannst du mal mit mir sprechen bitte?" "Warum, Mama, alles gut, sag ich doch". 

"Möchtest du mir nicht mal dein Zeugnis zeigen?" "Ist im Ordner im Rucksack, weißt du doch".

Ja, denke ich - und hoffentlich nicht klatschnass aufgrund der temporären Wohngemeinschaft mit Badehandtuch und Badehose.

"Das geht doch so nicht" "Häh?"

 

Das, sehr geehrte Damen und Herren war also der pädagogisch wichtige und wesentliche Teil der Veranstaltung. Ich rufe noch 2-3 Mal "toll, richtig gut" gegen die Wand des Schweigens - und des wahrscheinlich nicht-mal-hörens und belasse es dann auch dabei. Was soll ich auch tun.